Zeitungsbericht in der Nürtinger Zeitung vom 14. März 2012

Zur Finissage der Anfang Februar eröffneten Ausstellung


„Menschenbilder“ mit Werken von Michael Helm und Konrad Schlipf hatten sich die Verantwortlichen des Forum Ilse und K. H. Türk eine besondere Idee einfallen lassen: Nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste durch Professor Dr. Albrecht Leuteritz, dem Zweiten Vorsitzenden des Vereins, wurden die Zuschauer in die Kindheits- und Jugendzeit der Bettina von Brentano, geboren 1785, zurückversetzt.

Es beginnt mit der Beschreibung einer Kutschfahrt in eine vergangene Zeit: Prächtig gekleidet breitet die Schauspielerin Yumika Eunike Engelkind – einem Feuerwerk gleich – einen lebendigen Erinnerungsbogen aus der Zeit um 1800 vor den Zuhörern aus. Es sind die Lehrjahre einer Bekennerin zur Freiheit, wie Bettina charakterisiert wird und wie auch der Untertitel dieses Schauspielsolos verrät.

Es sprießt der Frühlingswind aus dieser so ungewöhnlich unabhängigen und unkonventionell denkenden jungen Frau, die sich in den Wirren ihrer Zeit die Freiheit erobert. Ihr geht es nicht darum, zu einem tüchtigen Frauenzimmer im üblichen Sinne erzogen zu werden. Wenn ihre Erzieherinnen in der Fritzlarer Klosterschule sie mit frommem Gerede zum Glauben drängen, lehnt sie sich dagegen auf.

Sie vertraut auf ihre eigenen Beobachtungen und Entdeckungen und erlebt das Göttliche in jeder Pflanze und jedem Windhauch. Man merkt, dass die Schauspielerin die heranreifende Bettina bewundert, die sich nicht nach den Richtlinien der Gesellschaft und den Etiketten ihres Standes richten will.

Die Handlung umfasst weitere Lebensstationen: den Tod der Eltern, das Leben bei der Großmutter, die enge Beziehung zu ihrem Bruder Clemens von Brentano, die Freundschaft zu der Schriftstellerin Karoline von Günderode und zur Mutter von Johann Wolfgang von Goethe.






Meisterhaft stellt die Schauspielerin ihre Begegnung mit Goethe dar, den die 22-Jährige mit entsprechender Empfehlung in Weimar aufsucht. Durch ihren Bruder lernt Bettina den Dichter Achim von Arnim kennen, den sie einige Jahre später heiratet.


Das Hochzeitsdatum des 11. März fiel just mit der Finissage im Forum Türk zusammen. Die Zeitvorgabe der Veranstalter verhinderte es, das weitere Leben der von Arnims zu schildern.

In jahrelanger Arbeit hat sich Engelkind mit dem Stoff dieses von ihr selbst geschaffenen Theaterstücks beschäftigt. Ihre Quellen fand sie in Tagebüchern, Briefen und Biografien – immer mit dem Ziel, die Personen möglichst bildlich und lebendig zu porträtieren. Der Zuschauer nimmt der Schauspielerin das große Interesse ab, mit dem sie sich mit der Zeit nach der Französischen Revolution auseinandergesetzt hat. Mit ihrer Präsenz und dem energiegeladenen fröhlichen Spiel begeisterte sie das Publikum im Forum Türk eine ganze Stunde lang.

Umgeben von den Plastiken des Bildhauers Konrad Schlipf entführte die Schauspielerin Yumika Eunike Engelkind ihre Zuhörerinnen in die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts. Foto: le