Rückblick auf die Vernissage am 8. Juli


Türks Waage als Reflexion
über Gerechtigkeit


Ausstellung zum Auftakt der “Woche der Justiz”
im Amtsgericht Nürtingen

Am Donnerstag, den 8. Juli, konnte der Direktor der Amtsgerichts Nürtingen, Jens Gruhl, etliche Kunstinteressierte zur Eröffnung der Ausstellung von Werken K. H. Türks im Foyer des Gerichtsgebäudes willkommen heißen. Den Anstoß zu dieser Werkschau mit zahlreichen Plastiken und Meditationsbildern des Nürtinger Künstlers hat dessen Relief “Die Waage” vor dem Eingang an der Neuffener Straße, an dem tagtäglich Mitarbeiter und Besucher des Amtsgerichts vorübergehen, gegeben.
In seiner lehrreichen Einführung erläuterte Professor Dr. Albrecht Leuteritz vom Forum Ilse und K. H. Türk, aus dessen Sammlung die Exponate stammen, dass Türk mit der Reliefwand keine “Kunst am Bau” habe machen wollen, ihm sei vielmehr gelungen, “ein aus dem Geist und der Form des Gebäudes sich entwickelndes Symbol, das zudem ein integraler Bestandteil des Gebäudes ist”, zu erschaffen.
Hinter der Reduzierung des Gerechtigkeitssymbols der Justitia auf die Waage, einer einfach und klar erscheinenden Lösung, verberge sich eine tiefe Nachdenklichkeit des Künstlers, der auf effekthaschende Formalismen verzichte.
Überraschende Formenvielfalt tritt in den drei ausgestellten Metallplastiken Türks zu Tage, einer Eisenplastik aus der “Voluntas”, also mit “Wille”, betitelten Serie und zweier Bronzeplastiken. Diese Werke seien, so Leuteritz, Sinnzeichen für eine Weltanschauung, die in der anthroposophischen Ausleuchtung von Schopenhauers Prinzip des “Weltwillens” und Spinozas Pantheismus verwurzelt ist.









Der philosophisch-geistliche Charakter im Schaffen Türks wird gerade am Beispiel der “Meditationszeichen” deutlich, die, zumal aus Holz, bisweilen durch Glasschichtungen entstanden sind und mit ihrer strengen Geometrie Auge wie Sinn des Betrachters auf sich lenken. Somit komme diesen Exponaten nicht die Rolle rein ästhetischer Kunstobjekte zu, sie hätten, nach den auf eigene Aussagen Türks gestützten Ausführungen des Kunstkenners, spirituelle Aufgaben, vergleichbar mit einem Altarbild oder einem Mandala und verlangten somit nach einem aktiven Betrachter.


In seiner abschließenden Würdigung des Künstlers hob Leuteritz hervor, dass “zum einen die enorme künstlerische Vielseitigkeit, zum anderen aber auch das soziale Engagement und vor allem die ,Spiritualität', um die er ein Leben lang gerungen hat” dessen Werk so unverwechselbar und erhaltenswert mache.


Einen Eindruck hiervon kann der Betrachter in dieser Ausstellung gewinnen, die noch bis zum 30. Juli montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zu sehen ist.