Im weiteren Teil der Finissage hatte Pfarrer Martin Fuchs das Wort. Als Religionslehrer in Bad Cannstatt war er langjähriger Freund des Ehepaars Türk, war Gesprächspartner bei manchmal tiefgründigen religiösen Diskussionen und war Zeuge, wie einige der ausgestellten sakralen Werke entstanden. Als wirklicher Kenner der Materie führte er in handwerkliche und theologische Feinheiten der von Türk geschaffenen Kreuzwegtafeln und einer Kruzifixfigur ein. Er zeigte, wie Türk die sakrale Kunst zum Experimentieren benutzte. Wie er mit jedem Objekt neue Wege der Bildfindung suchte.

Fuchs öffnete den Forum-Besuchern die Augen für Türks Umgang mit dem jeweiligen Ausgangsmaterial. Etwa bei der zentral postierten Holztafel, die aus fünf mächtigen Eichenbohlen zusammengefügt war. Welche Kraft für das Herausschnitzen der individuell gewählten Passions-Motive nötig war. Wie Türk an der Bronzefigur des Gekreuzigten mit gewaltvollem Feilen Aspekte des konkreten Leidens einbrachte. Wie er auf den Kupferplatten eines Kreuzwegfrieses durch fein geätzte Linien eine Wirkung kühler, archaischer Abstraktion erreichte.

Unvergesslich für jeden, der genau hinschaute: die leere Grabkammer von innen, rechts drei Menschenprofile, links zwei Engelprofile, von denen ausgehend eine Hand, die auf die offene Tür weist, auf den Übergang in eine andere Welt. Ein Schlussbild, das zu Türks Werk, Leben und Tod passt. Mit minimalistischer Artistik verwirklicht. VON ECKHARD FINCKH

Els Junginger und Albrecht Leuteritz bei der Lesung von „K. H. Türk und sein Engel“. Foto: Sackmann

Els Junginger und Albrecht Leuteritz bei der Lesung von „K. H. Türk und sein Engel“